Ich begrüsse die Diskussion hier sehr. Es freut mich auch zu sehen, dass ich mit meinen Sorgen bezüglich Privatsphäre (ob jetzt geschäftlich oder privat) nicht alleine bin.
Meine Position bezüglich Cloud-Diensten dürfte mittlerweile klar sein, und ich möchte nicht unnötig darauf herumreiten, aber ich gehe hier gerne nochmals darauf ein.
Privat wie geschäftlich vermeide ich die Cloud, und ich habe mich auch noch nie in sozialen Netzwerken angemeldet. Der Mangel an Respekt vor Privatsphäre und Urheberrechtlich geschütztem Material hält mich davon ab, diese Dienste zu nutzen. Genau so wie die Entmündigung des Benutzers für mich nur schwer zu verkraften ist. Gerne wird für die Cloud mit den Argumenten geworben, dass der Benutzer nichts mehr mit dem System zu tun hat, da es der Dienstleister jetzt tut. Softwareupdates werden automatisch aufgespielt, meist ohne den Benutzer überhaupt zu fragen, Systemänderungen werden automatisch vorgenommen, Backups werden automatisch gemacht...
...was ist aber, wenn ich gerne die alte Software betreiben würde, weil meine alten Dateien mit der neuen Software nicht mehr wirklich kompatibel sind, oder die alte Software schlicht und einfach mehr Benutzerfreundlichkeit aufweist? Früher war das keine Sache: neue Software deinstallieren, alte wieder installieren. Wenn man die alte Software mit dem neuen Windows nicht mehr betreiben konnte? Keine Sache, altes Windows wieder draufspielen, alte Software installieren, und man ist wieder dabei. In der Cloud wird man diese Möglichkeiten nicht mehr haben. Genau so wenig wie man in der Cloud Software besitzen kann. Man hat ja nur die 'Nutzungsrechte', keinerlei Bestimmungsrechte.
Ich möchte das aber nicht. Ich möchte einen Computer jederzeit so zur Verfügung haben, wie ich ihn getrimmt habe. Ich möchte wissen welche Treiber, Programme und Module installiert sind, und ich lasse grundsätzlich auch keine Aktualisierung meines Systems zu, von welcher ich nicht wüsste was sie verändern wird. Aus diesem Grund finden sich in meinem privaten Haushalt schon nur wenige Windows-Maschinen... da Linux einen besseren Job im nicht-entmündigen des Benutzers macht. Windows bleibt für mich nur so lange noch brauchbar, wie es selber einigermassen offen bleibt.
Des weiteren ist die Cloud für mich absolut unbrauchbar, weil ich mich mit Computern des öfteren an Orte begebe, an denen eine Internetverbindung schlicht und einfach nicht denkbar ist. Wie soll ich meine Fotos fernab der Zivilisation in Apple's iCloud sichern und sortieren, wenn ich keine Internetverbindung habe? Deswegen hab ich kein iPad gekauft, sondern ein Slate PC mit einer anständigen Festplatte drin.
Ausserdem gibt es zwei Worte, die niemals miteinander geschrieben werden sollten: "Cloud-Computing" und "Sicherheit". Sicherheit ist etwas, was im Internet nicht existiert. Zugegeben, auch ich betreibe eine Website, aber immer im Bewusstsein, dass sich ein unbefugter Zutritt verschaffen könnte: ergo... auf meinem Server finden sich nur Daten, die ich dafür freigegeben habe. Sollte etwas davon in falsche Hände geraten ist's sicher nicht schön, aber auch nicht weiter belastend. Wenn ich etwas ins Internet stelle, ist es immer in einer Weise behandelt, die ich mich als Urheber/Eigentümer belegen könnte. Fotos sind beispielsweise runterskaliert, mit meinem copyright versehen. Sobald ich jetzt aber meine Quelldaten in der Cloud bearbeite und speichere, entsteht eine Sicherheitslücke, in welcher mir mein Vollwertiges Material abhanden kommen könnte (oder auch sehr privates Material, welches schlicht und einfach keine dritten was angeht).
Wie schon in den anderen Themen erwähnt gibt es aber noch eine weitere Komponente, die Cloud-Computing für mich zu einem Tabu macht:
Netzwerkausfälle (egal ob es sich um den ISP oder die Cloud selber handelt) würden unweigerlich zum Betriebsausfall führen. Wenn das Internet oder irgend ein Netzwerk-Dienst heute ausfällt ist mir das weitestgehend egal. Wenn aber meine EDV über die Cloud läuft, arbeite ich nicht mehr... und ich glaube nicht, dass Microsoft für den dann entstandenen Verlust aufkommen würde. Ausserdem würde die Anbindung der Wirtschaft an die Cloud es zu einem leichten machen, eine Nation zu lähmen. Terroristen oder feindliche Mächte bräuchten lediglich die Netzwerke lahmzulegen, wenn sie uns schwächen wollten, und auch Wirtschaftsspionage würde zu einem leichten, wenn sämtliche unserer Arbeiten übers Internet verrichtet werden (das ist heute schon Realität, und ich möchte nicht wissen, wie das ganze aussieht, wenn alles über die Cloud läuft).
Selbstverständlich sehe ich aber auch Vorteile in der Technologie. Im betriebsinternen Netz könnte sie sich als nützlich erweisen, da man Platform-Unabhängig mit bestimmten Programmen arbeiten kann. Auch könnte man die EDV- und Energie-Kosten reduzieren, in dem man einen Hauptserver betreibt und an den Arbeitsplätzen nur noch Ein-/Aus-gabe-Geräte einsetzt.