Kommentar: Menschen schützen, nicht Fassaden

Dieser Thread ist Teil einer Diskussion zu einem Artikel:  Zum News-Artikel gehen

ubuntubru

Neues Mitglied
Hoppla. Mein Lieblingsthema. Da muss ich mich doch äussern:

In der Debatte wird bunt alles durcheinandergemixt.

Der Begriff der Privatsphäre ist etwas komplexer. Natürlich: Spaziert man durch die Stadt, ist der öffentliche Raum per Definition öffentlich. Ich nehme temporär Besitz von ihm.

Das entscheidende Wörtchen ist temporär. Und ICH. Google nimmt den öffentlichen Raum permanent in Besitz und macht aus dem ICH ein WIR. Ohne mich zu fragen. Und indem die demokratischen Spielregeln (Privatsphäre wird durch die Gemeinschaft, nicht durch Google definiert) ausser Kraft gesetzt werden.

Das ist der wahre Skandal. Und nicht der Dienst an sich, der harmlos, läppisch und für mich sogar nutzlos ist. Noch: Irgendwann werden die alten Bilder durch Echtzeitbilder ersetzt. Schliesslich gehört der Blick durchs Android-Objektiv auch Google. Und ist somit öffentlich. Glaubt Google.

Somit gehts eigentlich um die Frage, wie weit Webdienste wie Google (und alle anderen, Google ist nur das stärkste Symbol) ins Offline-Leben eindringen dürfen und welche gesetzlichen Grundlagen vonnöten sind.

Dieser verdammte Datensammelwildwuchs muss aufhören. So denke ich. Wenn aber die Gesellschaft zu einem anderen Schluss kommt, ist das auch ok. Aber im Moment, so scheint es, hat sie nichts zu sagen.

BTW: Google und Apple sind Technoreligionen. Schwierig, hier mit Argumenten zu überzeugen.
 

Wichtelzwerg

Mitglied
Ich finde Google-Street-View als Fussgänger ohne Navi im Gepäck praktisch und habe es auch schon oft genutzt. So kann man zu Hause bequem die Strasse am Computer schon mal virtuell begehen und findet sich dann auch vor Ort besser zurecht. Und mich stört auch nicht dass ich auf einem Google Bild zu sehen bin oder fühle mich deswegen in meiner Privatsphäre verletzt. Wobei ich dabei nicht in einer misslichen Lage ab-gelichtet wurde wie andere. Anderseits wer an eine Hauswand pinkelt und sich dabei von Google fotografieren lässt ist doch wohl irgendwo selber schuld.
 

Masche

Stammgast
Die Schweiz hat bereits den zweiten Fischenskandal und Deutschland gibt Millionen für gestohlene Daten aus. Und da schreit man nach Datenschutz, wenn Google ein paar unscharfe Bildchen von Fassaden und Vorgärten macht.

Mir scheint fast, dass für gewisse Beamte Street-View ein gefundenes Fressen ist, da sie damit zeigen können, wie ernst sie es mit dem Datenschutz meinen und damit aber auch von den eigentlichen Problemen ablenken können.

Dabei ist für die Mehrheit der Bevölkerung Street-View überhaupt kein Problem. Ich kenne sogar einige, welche krampfhaft in Street-View suchen, ob sie nicht doch irgendwo abgebildet wurden. Und ich kenne ein paar, die stolz sind, dass man sie erwischt hat. Nur wer etwas auf dem Kerbholz hat, muss Angst vor Street-View haben.
 

züttu

Mitglied
Aber wer schütz die Leute davor das Sie selbst ihre privaten Daten in sozialen Netzwerken für die breite Öffentlichkeit freigeben? Google StreetView ist ein Witz gegen die öffentlich verfügbaren Daten auf Facebook, und damit will ich nicht Facebook und Co. die Schuld in die Schuhe schieben, oft sind es die User selbst die fahrlässig mit Ihren Daten umgehen.
 

dzs

Stammgast
Realsatire

@ Ubuntubru: DU vermischt hier einiges. Hier geht es um die konkreten Bildchen, die Google zB. in Zürich zur Zeit der letzten oder vorletzten Tulpenblüte gemacht hat. Diese Bilder sind nüchtern betrachtet ziemlich harmlos. Es sind KEINE live-Videobilder, ubutubru. Das wäre eine andere Diskussion und sie würde wohl zu anderen Ergebnissen führen.

Des Eindruckes, dass Google hier als Prügeljunge für ein diffuses Unbehagen und als Alibi für die Untätigkeit bei wichtigen Belangendes Datenschutzes missbraucht wird kann auch ich mich erwehren. Ich stimme hier voll mit David Lee überein.

Es ist mir sehr bang zumute, wenn ich sehe, wie Datenschutz mit Füssen getreten wird und niemand muckt auf. Es macht mich dann richtig wütend, wenn ich sehe, wie die Datenschützer ihre sehr beschränkten Ressourcen an Bagatellen wie Street view verschwenden.

Zum Schluss noch etwas Realsatire aus unserem nördlichen Nachbarland. Wenn Google Bilder von Fassaden und verpixelten Menschen "ins Internet stellt", dann sagt Bürger Ludwig H######### "das hätte der Staat verhindern müssen." Wenn aber die Zeitung "Rheinische Post" aus Düsseldorf diese Fassade ablichtet, stellen sich die selben vier wackeren Kämpfer für vorgeblichen Datenschutz stolz mitten ins Bild und lassen sich gerne mit voller Namensnennung im Netz veröffentlichen. All die vielen mühsam zusammengeklaubten Bedenken wegen Einbrechern, Datenschutz etc. haben plötzlich keine Bedeutung mehr. http://www.rp-online.de/duesseldorf...n/Buergerprotest-gegen-Google_aid_892897.html
 

ubuntubru

Neues Mitglied
@ Ubuntubru: DU vermischt hier einiges. Hier geht es um die konkreten Bildchen, die Google zB. in Zürich zur Zeit der letzten oder vorletzten Tulpenblüte gemacht hat. Diese Bilder sind nüchtern betrachtet ziemlich harmlos. Es sind KEINE live-Videobilder, ubutubru. Das wäre eine andere Diskussion und sie würde wohl zu anderen Ergebnissen führen.

Ja, das ist mir natürlich klar. Da gebe ich Dir recht. Nur: Niemand garantiert, dass das so bleibt. Und es bleibt immer noch zu regeln, wieviel Freiheiten Internetfirmen im Offline-Leben haben dürfen.

Und ja: Mit SV scheint von den wahren Datenschutzproblemen abgelenkt zu werden. Andererseits schadet es auch nicht, wenn die Leute anhand von SV langsam verstehen, worum es eigentlich geht. Für die meisten Menschen waren Datenschutzverletzungen bisher kein Problem. Weil die Auswirkungen nicht greifbar, nicht direkt ersichtlich waren.

Mit SV - von Google stümperhaft und arrogant umgesetzt - hat sich dies geändert.

Das ist auch eine Leistung des Werberiesen.
 

coceira

Stammgast
bedrohung der privatsphaere an allen ecken und enden ?

an sich war ja vieles als gut und zur hilfe gedacht, da und dort mal eine lochkarte waer ja noch zu verkraften. ;-)

mit dem fortschreiten der technik und dem preiszerfall der speicherung ist die sammelwut allerdings schon laengst aus dem ruder gelaufen, derjenige der da noch glaubt, dass irgendwelche daten irgendwann mal geloescht werden kann genausogut dem osterhasen vertrauen. ich werd doch wohl nicht meine rohdaten loeschen, hide flag oder geloescht markieren mehr kommt nicht in frage.

ich staune immer wieder mit welchen argumenten die verschiedenen gruppierungen bis zu politikern versuchen dem gemeinen volk die registrier- und uberwachungswut zu verkaufen.

bis heute konnte auch kein beweis erbracht werden, dass irgend eine massnahme irgendwas verbessert oder insbesondere verbrechen verhindert haette (siehe london)

ich empfehle zu diesem thema auch sich mal durch diese seite zu lesen http://sicherheitskultur.at/privacy.htm#t51
 
Oben