@kutulu
Da bin ich ganz deiner Meinung. Mit genügend Geld ist es einfach, vom hohen Ross herab zu verkünden, was moralisch und ethisch vertretbar ist. In den USA ist es oft so, dass Fastfood-Ketten fast schon einen sozialen Grundpfeiler darstellen, weil sich auch Menschen mit wenig Geld ab und zu eine warme Mahlzeit leisten können. (Auch wenn Fastfood in den USA ebenfalls immer teurer wird.) Da kann man noch lange über McDonalds & Co. lästern, weil schliesslich nur ein Rinderfilet “richtiges Essen” ist.
Zum Glück haben wir in unserer Familie keine nennenswerten finanziellen Probleme. Das ist aber noch längst kein Grund, um für ein lapidares Stück Technik ein Vielfaches auszugeben. Unten das Beispiel einer Gepäckwaage, die wir für
Fr. 3.77 bei Temu gekauft haben. Exakt dieselbe Waage kostet bei
Amazon.de 8.86 € und bei
Digitec.ch Fr. 29.72. Und ja, beim Wiegen am Flughafen bewies sich die Waage als sehr genau.
Unterdessen bin ich regelmässiger Temu-Käufer und hatte noch nie das geringste Problem.
Super-weiche T-Shirts,
3 Meter lange Staubwedel, praktische Küchenhilfen, ein
USB-C-Ladekabel mit Verbrauchsanzeige … es gibt viel zu entdecken. Allerdings braucht es ein wenig Zeit (und unvermeidliche Fehlkäufe), um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was sinnvoll ist. Aber das ist zu verschmerzen. Und Spass macht es irgendwie auch. In jedem von uns steckt vermutlich ein kleiner (Schnäppchen-) Jäger und Sammler.
Wohlverstanden: Ich bin ein grosser Verfechter von Schweizer Qualitätsarbeit – und vor allem, dass bei uns auch weiterhin gute Löhne bezahlt werden. Aber das heisst nicht, dass ich jeden Preis berappe, weil
jemand anders in China für mich bestellt. Wenn wir schon die Nachteile der Globalisierung tragen, müssen wir nicht auch noch auf ihre Vorteile verzichten.
Langsam hege ich den Verdacht, dass uns reichen Schweizern das Gefühl für den Wert eine Ware abhandengekommen ist, weil es den meisten von uns in den letzten Jahrzehnten sehr gut gegangen ist. Jeder Kleinkram muss mindestens 19.90 kosten, sonst taugt das Produkt vermeintlich nichts. Die Skepsis gegenüber Händlern wie Temu wurde uns quasi “anerzogen”.