Citrix - Software oder Betriebssystem?

Samira

Stammgast
Ich habe heute einen neuen Job angetreten und da wurde mir mitgeteilt, dass sie da mit Citrix arbeiten und es daher einige Einschränkungen gebe. Ich weiss nicht mal sicher, was Citrix überhaupt ist...
Zum Beispiel kann ich mir unten in der Statusleiste die Short-Cuts für gewissen Programme und den Desktop nicht einrichten, was für nicht so toll halte. Muss ich noch mit anderen grösseren Einschränkungen rechnen?
 

POGO 1104

PCtipp-Moderation
Teammitglied
das ist so gewollt. Es soll jeder User nur die Anwendungen benutzen können die man im täglichen Geschäft braucht. Nix rumfummlen in der Systemsteuerung und eigene Programme installieren gibts sowieso nicht. Durch diese Einschränkung sinken spürbar die Supportkosten, um verstellte PC-Einstellungen wieder geradezubiegen. Ferner kann auch an der Hardware gespart werden, denn es braucht keinen vollständigen PC mehr, es genügt ein sogenannter ThinClient (ohne Festplatte, ohne Windows usw.) es muss nur der Citrix Client drauf laufen können (ein kleines Boot-Linux genügt).

übrigens, bei uns in der Firma heist das Shit-rix, eben, weil alles eingeschränkt ist.

o.s.t.
 

Masche

Stammgast
Ich denke hier wirst du alles erfahren was wichtig ist
Ich glaube kaum, dass Samira viel mit den Informationen dort anfangen kann. Ich versuche es deshalb, so kurz wie es mir möglich ist, zu beschreiben.

Wenn Du mit einem üblichen PC arbeitest, dann laufen die Programme auf Deinem PC. Auch die Daten sind in der Regel auf der Festplatte Deines PCs oder Du lädst die Daten von einem Netzwerklaufwerk herunter.

Citrix funktioniert anders. Stell Dir vor es gäbe einen Laden, z.B. eine Metzgerei, bei der Du zwar die Waren durch das Schaufenster siehst, aber nicht hineingehen kannst, weil es keine Türe gibt. Du kannst über eine Gegensprechanlage oder mit Handzeichen durch das Schaufenster dem Verkäufer mitteilen, welche Ware Du kaufen willst. Du kannst auch Deine Wünsche bezüglich Verarbeitung und Verpackung äussern und dabei zuschauen, wie die Ware für Dich präpariert wird, die Ware kannst Du aber nicht mitnehmen. Du kannst sie Dir jedoch zuschicken lassen.

Der Vorteile für den Verkäufer liegen auf den Hand: keine Beeinträchtigung der Waren durch die Kunden (Betasten) und Umgebung (Bakterien) und keine Ladendiebstähle mehr.

Citrix funktionert wie der beschriebene fiktive Laden. Alles läuft in einem Fenster eines sogenannten Citrix Client ab. Die Programme wie auch die Daten sind auf einem Server gespeichert und werden auch dort be- und verarbeitet. Du selber kannst sie per Tastatur und Maus bearbeiten und siehst den Effekt dann im Fenster. Sogar Kopieren von Text, Tabellen und Bildern funktioniert durch das Fenster hindurch. Die Daten selber können aber nicht auf Deinen PC heruntergeladen werden. Ebenso kannst Du keine Daten von Deinem PC mit den Programmen auf dem Server bearbeiten. Der Citrix Client ist also eine Software, die auf Deinem PC die Kommunikation mit dem Server ermöglicht und visualiert, was auf dem Server abläuft. Da es Citrix Clients für verschiedene Betriebssysteme gibt, spielt es keine Rolle, welches Betriebssytem auf dem PC und welches auf dem Server installiert ist.

Der grosse Vorteil für eine Firma ist, dass die Daten und die Programme geschützt sind. Viren und andere Schädlinge haben es nicht mehr so leicht, sich zu verbreiten. Das Fenster wirkt wie ein Schutzschild. Ein Vorteil ist auch, dass Installation und Updates der Programme nur noch einmal, auf dem Citrix Server nämlich, und nicht auf jedem einzelnen PC vorgenommen werden müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Verabeitungsgeschwindigkeit nicht von Deinem PC abhängt sondern nur noch vom Hochleistungsserver, auf dem die Programme laufen, und vom Netzwerk. Als Arbeitsstation genügt daher ein sehr bescheiden ausgestatterer PC oder auch ein sogenannter Thin Client, ein auf das absolut nötigste abgespeckter PC mit einem Minibetriebssystem und dem Citrix Client. Da sonst keine Programme und keine Daten auf dem Thin Client gespeichert sind, braucht dieser nicht einmal eine Festplatte, ist also wesentlich billiger, auch im Unterhalt.

Das ganze hat natürlich auch Nachteile. Das Arbeiten unter Citrix ist vollständig abhängig vom Netzwerk bzw. der Netzwerkperformance, da ja jede Mausbewegung und Tastatureingabe nicht vor Ort verabeitet werden sondern zuerst zum Server übermittelt werden müssen. Umgekehrt siehst Du im Fenster das Bild, das vom Server zurück geschickt wird. Je nach Netzwerkbelastung kann es schon vorkommen, dass dieses Bild ziemlich hintenherhinkt. Bei Officeprogrammen ist das in der Regel noch zu verschmerzen, Bilder und Sound haben schon mehr Mühe, Videos kannst Du gleich vergessen.

Zudem musst Du, wie schon von Dir angedeutet, mit Beschränkungen leben. Da die Programme nicht mehr auf Deinem PC laufen, sind benutzerspezifische Einstellungen nur noch beschränkt möglich, bzw. Du bist ganz davon abhängig, was die Kollegen von der Informatikabteilung zum individuell Konfigurieren freigeben. Wie schon gesagt, kannst Du keine Daten mehr direkt herunter- oder hochladen, ausser Du verwendest dazu E-Mail oder Ähnliches. Auch Drucken kannst Du nur noch auf einem Netzwerkdrucker, auch wenn ein lokaler Drucker an Deinem PC angeschlossen wäre.

Für die tägliche Arbeit mit Officeprogrammen und speziell graphischen Applikationen bin ich eher skeptisch gegenüber diesem Konzept. Für Programme, welche sensible Daten verarbeiten und bei allgemein genutzten Arbeitsstationen (z.B. für Internet) ist es aber ideal. Wegen der hohen Sicherheit ist es uns von meiner Firma aus erlaubt, über Citrix vom persönlichen PC von zu Hause aus auf das Firmennetzwerk zuzugreifen. Ich bevorzuge diese Methode gegenüber anderen Sicherheitstechnologien wie z.B. VPN. In der Firma selber möchte ich aber nicht nur noch über Citrix arbeiten dürfen, obwohl es vermutlich wegen der Vorteile für die Firmen immer mehr Fuss fassen wird.
 
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