Dass ein PC Magazin die Version 8 von 1Password als gelungen, ja sogar als das "Mass aller Dinge" bezeichnet, finde ich fast schon fahrlässig.
Der mit Version 8 eingeführte Abo- (das ginge ja noch) und vor allem US-Cloud(!)-Zwang wird nur am Rande erwähnt und als "nicht nach jedermanns Geschmack" abgetan. Das hat nichts mit Geschmack zu tun, sondern ist ein zentraler (Un-)Sicherheitsaspekt. Und die Sicherheit steht nunmal an erster Stelle bei einem Passwort-Manager. Der Artikel - Ist dieser Gesponsert? Ich sehe jedenfalls keine entsprechende Angabe - hat mich dermassen irritiert, dass ich mich schon etwas genötigt fühle, die Leser etwas detaillierter über die Version 8 zu informieren:
1Password gibt es schon seit 2006 und hat sich in dieser Zeit einen guten Ruf bei Einzelanwendern gemacht. Inzwischen hat sich das Geschäftmodell jedoch geändert und zielt nun eher auf Unternehmen ab. 2019 wurde zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte Risikokapital - wer mit dem Begriff nicht allzu vertraut ist, wird bei google fündig. Doch kur gesagt: Der Name ist Programm - eingesammelt (200 Mio. $), letztes Jahr nochmals 620 Mio. $.
Schon bei Version 7 wurde zwischenzeitlich und vor allem stillschweigend die Möglichkeit zur Erstellung eines lokalen Tresors entfernt, was zu massiven Beschwerden der Nutzer führte und 1Password wieder zurückkrebsen musste. Nicht gerade vertrauenserweckend, wenn ihr mich fragt.
Doch nun der wichtigste Punkt, der bei vielen Nutzern zum Abschied von der App führte: Bei Version 8 ist die Speicherung eurer Passwortdaten(!) in der Cloud des Unternehmens Zwang. Das ist ein US-Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern. Von mir aus könnte Jesus persönlich der einzige Mitarbeiter im atombombensicheren Rechenzentrum sein; Da gibt es immer noch über 600 Mal den "Faktor Mensch". Klingt für mich wie der Anfang einer Geschichte, die in ein paar Jahren in einem Skandal endet. Muss nicht sein, aber das Risiko ist da. Niemals würde ich einem Unternehmen alle(!) meine Passwörter "auf gut Glück" überlassen.
Auch die Funktionalität der Version 8 (habe ich nicht installiert, kommt für mich wie bereits erwähnt nicht in Frage) steht bei vielen in der Kritik. 1Password 8 ist neu auf dem Electron-Framework aufgebaut und wird von vielen als "resourcenhungrig" (insb. RAM-Auslastung) beschrieben. Auf Screenshots sieht es für mich nach einem klassichen "Style Over Function"-Update aus, die zum nun primären Unternehmensmarkt noch ein paar Tölpel aus dem Privatbereich mit dem "schönen" Design anlocken soll. Bedenkt jedoch: Unternehmenskunden haben deutlich "härtere" Verträge mit dem Hersteller, die sie im Fall des Falles (zumindest Teilweise) gegen das Risiko absichern. Als Privatperson in der Schweiz, hm, ich glaube das muss ich nicht weiter ausführen.
Letztlich muss es jeder selbst abwägen. Zum richtigen Abwägen braucht jedoch erstmal umfassendes Wissen, was mir in diesem Artikel fehlte. Die Kontra-Seite (und diese ist bei 1Password mittlerweile gross) war fast gar nicht vertreten.
Ich bin, wie viele ehemalige 1Password-Nutzer, auf Bitwarden umgestiegen und kann es wärmstens als Alternative empfehlen.