Analyse: Kinderschutz vernebelt oft die Sinne

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Telaran

Stammgast
Dieses Thema ist sehr heikel und auch sehr komplex, weswegen es auch keine einfache Lösung gibt.

Grundsätzlich
Wir haben beim Thema Internet und Rechtsgrundlage noch grosse Diskrepanzen und der Begriff #Neuzeit ist auch in unserer Politischen Landschaft eine feste Konstante.

Prinzipiell ist es in der Verantwortung der Eltern, dass sie den Konsum/Nutzung vom Computer/Internet regeln und auch im gewissen Mass überwachen. Hier ist jedoch der Generationenwechsel noch nicht abgeschlossen und ein Grossteil der Eltern sind weder Sensibilisiert noch Erfahren genug, um diese Aufgabe zu übernehmen. Ich spreche da aus Erfahrung, da ich bei manchen Elternvereine/Abende versucht habe das Thema Videospiel-Konsum zu vermitteln.

Aus diesem Grund versucht nun die Politik eine Lösung zu erarbeiten, welche mit aller Wahrscheinlichkeit in 5-10 Jahren Obsolet wird, da die Medien-Kompetenz bei Eltern und Kindern vorhanden sein wird. Auch hat der Kommentator aufgezeigt, dass sich die Technologie und Gesellschaft ebenfalls weiterentwickelt.

Politik und derer Blinder Aktionismus
Die Politik hat bereits im Juli bewiesen, dass sie bei gewissen Begriffen einfach Blind handelt.

Es gibt drei Themen, welche die Politik blind macht und jede Argumentationsgrundlage zerstört:
  • Kinder
  • Terrorismus
  • Steuergelder
Es reicht also, wenn man irgend ein Gesetz/Initiative/Vorschlag(usw) entwickelt und dann einer der drei Themen verpackt und schon wird es Emotional. Bei Kinder und Terrorismus ist es dann so schlimm, dass kaum jemand was dagegen sagen will, weil das ja Impliziert, dass man das Problem nicht anerkennt oder gar unterstützt. Wie kann man also gegen etwas sein, dass unsere "armen" Kinder schützt? Da müssen doch gleich mal paar Paparazzi und Skandaljournalisten in den Mülltonnen von dieser/em Politiker/in wühlen.

Zum Gesetz
Ich stimme dem Kommentator zu und denke, dass man zuerst die bisherigen Gesetze überprüfen und anpassen sollte. Danach sollte man die Kuscheljustiz überarbeiten, damit die Strafen auch als solche Empfunden werden.
Sollte diese Schritte nicht ausreichen, kann man noch immer prüfen ob und wie man der Polizei mehr handhabe geben kann, aber der bisherige Vorschlag geht in Richtung Orwell und Minority Report.

Aber man darf ja nicht dagegen sein... Denkt an die Armen Kinder...

Nebenbei
Ich wäre dafür, dass man entsprechende Angebote aufbaut, damit Eltern mit dem Thema besser zurecht kommen und ich hätte nichts dagegen, wenn paar mal vor der Tagesschau ein Aufklärungsvideo gezeigt wird
 

Gaby Salvisberg

Super-Moderator
Dieses Thema ist sehr heikel und auch sehr komplex, weswegen es auch keine einfache Lösung gibt.[...]
Da stimme ich Dir zu. Kinder sind relativ vertrauensselig und arglos. Ihnen ist - fast bis zum Teenageralter - nicht bewusst, dass es übelwollende Mitmenschen, Lügner und Abzocker gibt. Vielleicht sollte man etwas wie Sozial-, Medien- und Konsumkompetenz schon in einem Primarschulfach unterbringen.

Politik und derer Blinder Aktionismus
Die Politik hat bereits im Juli bewiesen, dass sie bei gewissen Begriffen einfach Blind handelt.
Es gibt drei Themen, welche die Politik blind macht und jede Argumentationsgrundlage zerstört:
  • Kinder
  • Terrorismus
  • Steuergelder
Der blinde Aktionismus der ist eine sehr grosse Gefahr, besonders in einer direkten Demokratie. Voreilige Gesetzes- oder (noch schlimmer) Verfassungsänderungen wegen angeblicher bzw. aufgebauschter Probleme vergiften das Zusammenleben. Wer macht sich später die Mühe, den Unsinn wieder aus den Paragrafen zu streichen?

Es reicht also, wenn man irgend ein Gesetz/Initiative/Vorschlag(usw) entwickelt und dann einer der drei Themen verpackt und schon wird es Emotional. Bei Kinder und Terrorismus ist es dann so schlimm, dass kaum jemand was dagegen sagen will, weil das ja Impliziert, dass man das Problem nicht anerkennt oder gar unterstützt. Wie kann man also gegen etwas sein, dass unsere "armen" Kinder schützt? Da müssen doch gleich mal paar Paparazzi und Skandaljournalisten in den Mülltonnen von dieser/em Politiker/in wühlen.
Völlig einverstanden! Es ist wirklich sehr schwierig, mit Sachargumenten gegen hochkochende Emotionen anzukämpfen. Wer von Angst und Hass dominiert ist, hat keinen Platz mehr für Fakten - und wird sich auch nicht die Zeit nehmen wollen, die Hau-Ruck-Lösung sausen zu lassen, zugunsten von möglicherweise besseren und praxisgerechten Ideen.

Ich wäre dafür, dass man entsprechende Angebote aufbaut, damit Eltern mit dem Thema besser zurecht kommen und ich hätte nichts dagegen, wenn paar mal vor der Tagesschau ein Aufklärungsvideo gezeigt wird

Ein Aufklärungsvideo wäre sicher sinnvoll. Aber gerade das von Dir verlinkte Klicksafe.de-Video macht den gleichen Fehler wie vom Kollegen Marcel Hauri angekreidet: Es setzt elektronische und reale Begegnungen mit den erwähnten Gruppen gleich. Abgesehen davon wirft es auch gleich Games in denselben Topf. Das Video zielt daher in jene Richtung, die bei Eltern Panik auslöst und jene dazu verleitet, selbstverständliche Dinge wie Internet (und Games) generell zu verteufeln. Kinder (und Eltern) sollten dem Web durchaus mit gesunder Skepsis und Respekt begegnen; aber man sollte ihnen keine Angst machen. Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber, wenn es um wichtige Entscheidungen geht.

Herzliche Grüsse
Gaby
 

Telaran

Stammgast
Zuerst ein Sorry für meine späte Rückmeldung.

Vielleicht sollte man etwas wie Sozial-, Medien- und Konsumkompetenz schon in einem Primarschulfach unterbringen.
Prinzipiell ist das eine gute Idee, aber im Detail gibt es hierbei viele Fragen und Probleme.
  • Lehrpersonal: Auch hier ist der Generationenwechsel noch nicht weit fortgeschritten und manche Lehrer tun sich schwer mit dem Thema.
  • Kein Lehrmittel: Aktuell gibt es kaum Lehrmittel, welche diese Themen behandeln und oftmals im falschen "Format" (was nützen Bücher in einem so schnelllebigen Segment?)
  • Infrastruktur: Viele Schule haben noch immer nur rudimentäre IT-Infrastruktur und das Geld fehlt für andere Konzepte (und leider bieten derzeit nur "gewisse überteuerte Produkte eines Anbieters" eine interessante Schulkonzept-Lösung)
  • Zeit: Es ist ein wichtiges Thema, aber es wird ja bereits heute schon sehr viel auf Primarschüler abgewälzt (subjektives Empfinden) und dieses Fach könnte genau so die Gemüter erhitzen wie der Sexualkunde-Unterricht...
  • Abgabe der Verantwortung: Würde man nicht wieder die Verantwortung auf den Staat abwälzen?

Der blinde Aktionismus der ist eine sehr grosse Gefahr, besonders in einer direkten Demokratie. Voreilige Gesetzes- oder (noch schlimmer) Verfassungsänderungen wegen angeblicher bzw. aufgebauschter Probleme vergiften das Zusammenleben. Wer macht sich später die Mühe, den Unsinn wieder aus den Paragrafen zu streichen?
Das ist leider das Dilemma unserer direkten Demokratie. Kein Politiker erhält den gewünschten medialen Effekt, wenn er alte Gesetze entrümpelt. Nur neue und "bessere" Gesetze bringen einen Politiker "vorwärts".... Glücklicherweise sind wir aber noch nicht auf dem Niveau von Amerika, wo in gewissen Regionen das Tragen von Schnurrbärten eigentlich verboten ist (aufgrund eines damaligen Läuse-Problem, das heute nicht mehr besteht) ;)

Ein Aufklärungsvideo wäre sicher sinnvoll. Aber gerade das von Dir verlinkte Klicksafe.de-Video macht den gleichen Fehler wie vom Kollegen Marcel Hauri angekreidet[...]
Ich gebe dir recht, dass dieses Video polarisiert und auch im Bereich Games sehr Kontraproduktiv ist. Es ist aber auch bereits 5 Jahre alt. Ein neues Konzept wäre sicher wünschenswert. Das Dilemma mit dem Vergleichen/Analogien: Leider sind Vergleiche und Analogien erforderlich (Auch wenn diese meist sehr ungenau sind). Wie sonst will man jemandem das Thema näher bringen, damit er es versteht?

Das Thema Medienkompetenz ist nicht leicht.
Im Prinzip bräuchte der Bund 1-2 Mitarbeiter, welche als Berater zur Verfügung stehen (also Pädagoge und Informatiker, evtl. auch jemand der als Social-Media Berater tätig ist?). Es gibt leider zu viele Politiker die sich mit dem Thema noch schwer tun und nur weil man weiss, wie man Twitter und Facebook nutzt, bedeutet es nicht, dass man bereits Kompetent genug ist, um mit dem Thema umgehen zu können.
 
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