Die nicht, aber ich als Ingenieur.
Als wissenschaftlich Denkender, der redlich darum bemüht ist, Probleme gesamtheitlich zu betrachten, sehe ich das etwas differenzierter.
Nicht alles, was technisch möglich ist, macht auch wirklich Sinn, im Sinne von Befriedigung eines Bedürfnisses oder Durchführbarkeit. Oft scheitern offenbar geniale Ideen an der Realität. Seit meiner schon einige Jahrzehnte zurück liegenden Jugendzeit habe ich mich mit solchen technischen Zukunftsprognosen beschäftigt. Vieles, was man damals als erstrebenswert betrachtet hat (Beispiel
Geruchsfernsehen), sind daran gescheitert, dass das Bedürfnis kleiner war als der Aufwand, es zu realisieren. Trotzdem stehe ich Forschungsarbeiten an solchen Visionen positiv gegenüber, da dabei oft etwas Brauchbares abfällt, woran man gar nicht gedacht hat.
So habe ich keine Einwände dagegen, wenn an solchen Drohnen geforscht wird, wenn ich auch etwas das Gefühl habe, einer mache es dem anderen nach. Erst vor Kurzem wurde nämlich über ein ähnliches Projekt in Australien berichtet und offensichtlich haben auch Firmen wie Google und Amazon ein Interesse daran. Wer will da nicht versuchen, sich einen Teil des Kuchens zu sichern.
Realistisch betrachtet muss man aber schon Bedenken über den Erfolg haben, nur schon wenn man die Dimensionen betrachtet. Die Schweizer Post befördert pro Jahr über 100 Millionen Pakete (alleine über 10'000 pro Tag davon der Schrei-vor-Glück-Versand), was etwa 400'000 Pakete pro Werktag sind. Jedes dieser Pakete müsste mit seiner Drohne zum Empfänger (und leer zurück) geflogen werden, was einen enormen zusätzlichen Flugverkehr in der Luft erzeugen würde.
Daneben gibt es eine Unzahl von Problemen zu lösen, um eine reibungslose Auslieferung zu gewährleisten. Das beginnt schon mit dem Auslieferungstermin. Da die Flugdauer begrenzt ist, woran sich auch in Zukunft nichts Wesentliches ändern wird, schon auch aus wirtschaftlichen Gründen, muss die Übergabe des Paktes peinlich genau organisiert werden, da der Empfänger das Paket ja irgendwie entgegen nehmen muss, speziell bei eingeschriebenen Paketen. Ich freue mich schon darauf, wie die Drohne bei einem Mehrfamilienhaus nach dem richtigen Klingelknopf sucht.
Während der Pöstler bei Abwesenheit des Empfängers das Paket einfach ins Ablagefach des Briefkastens legen kann, ist das für Drohnen gar nicht so einfach, trotz aller künstlichen Intelligenz. Wahrscheinlich müssen dann alle Briefkästen auf Kosten der Kunden Drohnen-tauglich gemacht werden.
Ein weiteres Problem sehe ich bei der Sicherheit. Die Drohnen sind, verglichen mit der Auslieferung durch den Pöstler, viel anfälliger für Diebstahl, da sie sich ja kaum dagegen wehren können. Der kriminellen Phantasie, solche Drohnen vom Himmel zu pflücken, um an die Pakete zu kommen, sind keine Grenzen gesetzt.
Auch die rechtlichen und haftungsrechtlichen Fragen müssen gelöst werden. Wer haftet, wenn eine Drohne nicht am Ziel ankommt? Wenn im Artikel steht "Prallt sie beispielsweise auf ein Hindernis, versucht sie, auf die Flugroute zurückzukehren", so ist das, falls dabei ein Schaden verursacht wurde, rechtlich Unfallflucht.
Andererseits sehe ich schon Anwendungsbereiche, wo solche Lieferungen mit Drohnen durchaus Sinn machen könnten. Ein Beispiel sind Transporte von Blutproben von Arztpraxen zu Laboratorien, wo der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, das zu transportierende Gewicht minimal ist und der Wert der Ladung einen Diebstahl kaum interessant machen würde. Dabei könnten standardisierte Transportboxen eingesetzt werden und damit, verbunden mit einer speziellen Lande-, Lade- und Umladestation beim Arzt, wären auch die logistischen Problem vergleichbar einfach zu lösen.