Kommentar: Haben wir bald chinesische Verhältnisse?

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Liebe Frau Maag! Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Bei der SBB gab es einen Aufschrei der Entrüstung, als sie Ähnliches einführen wollte. Das elektronische Patientendossier ist eine Totgeburt, aber die Swiss darf flächendeckend geltendes Datenschutzrecht brechen? Das Fotografieren und speichern der Daten ist ohne explizite Zustimmung der Betroffenen nicht zulässig. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich hoffe einfach, dass der EDÖB einschreitet und zwar möglichst schnell! https://www.edoeb.admin.ch/edoeb/de/home.html
 
Ich habe auf dem offiziellen Weg eine Meldung/Klage wegen einer gravierenden Datschutzverletzung an den EDÖB eingereicht.
Mal schauen, was jetzt darauf passiert. Betrifft potentiell ja nur mehrere Millionen Menschen.
 

Klaus Zellweger

Redaktion PCtipp
Teammitglied
@Nuclear Submarine
Darf ich fragen, worauf diese Meldung/Klage fusst? Da werden beim Einsteigen Leute gezählt … nichts weiter. Quasi ein “digitales Drehkreuz”. Selbst wenn du ein direkt Betroffener wärst (was ich jetzt nicht annehme): Inwiefern wurde da der Datenschutz verletzt?
 

MarcelW

Neues Mitglied
Bei den SBB war es mehr als eine Zählung: Alters-, Geschlechtserkennung, Aufenthaltsdauer, Nachverfolgen des Weges und der Einkaufstätigkeiten, …

Auch wenn ich das Vorgehen der Swiss nicht gut finde und es eine "slippery slope" ist: Das ist doch (zumindest aktuell) ein signifikanter Unterschied.
 
Wie kommst Du darauf, dass ich nicht betroffen bin? Ich bin betroffen, müsste es aber nicht mal sein, um Beschwerde einzureichen.
Bei solchen Vorgängen besteht zudem m.E. ein öffentliches Interesse.
 

Gaby Salvisberg

Super-Moderator
Ich gehe (bin seit vielen Jahren Nichtfliegerin) davon aus, dass die Airlines von sämtlichen Passagieren sowieso schon einiges an Daten haben:
  • den kompletten Namen
  • die Adresse
  • das Geburtsdatum
  • Reiseroute
  • das Foto im Pass/auf der ID
  • Identität der Begleitung (wer hat für welche 2 Personen reserviert)
  • allfällige Essensvorschriften (Allergien o. Ä., die man für die Verpflegung auf längeren Flügen vermutlich angibt)
Insofern hätten sie auch durch eine Kamera, die nicht nur zählt, sondern auch knipst, eigentlich nicht mehr Daten, als sie sowieso schon haben.

Mir würde es eher Kopfzerbrechen machen, was danach kommt. Heute ist es nur eine Zählung. Morgen vielleicht nur ein Foto. Aber übermorgen könnten Sensoren und KI-Tools zum Einsatz kommen, die Gesichtsausdrücke, Temperatur, Puls usw. messen (auf die kurze Distanz könnte das evtl. funktionieren). Und da kommen wir schon eher in Bereiche, die ich für ungut halte.
 

Klaus Zellweger

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Wir waren diesen Frühling in den USA. Den Flug haben wir über die Swiss-Website gebucht.

• Auf der Swiss-Website wollten sie schlicht alles wissen: Passnummer, Nationalität, Alter, Kreditkarten … das Übliche halt.

• Beim Online-Checkin vor Abflug musste das alles bestätigt werden.

• Bei der Gepäckaufgabe am Flughafen wurden die Pässe erneut kontrolliert. Natürlich wird der Flughafen von Kameras überwacht; alles andere wäre verantwortungslos.

• Vor dem Betreten des Gates wurden unsere Board-Karten gescannt, damit die Schleuse überhaupt aufgeht.

• Bei der Security wurden wir anschliessend mitsamt Handgepäck durchleuchtet.

• Am Gate wurden wir von amerikanischen Sicherheitspersonal noch einmal überprüft.

• Beim Einsteigen mussten wir erneut die Board-Karte zeigen.

• Bei der Ankunft in Miami wurden wir fotografiert und mussten die Fingerabdrücke hinterlegen. Die Pässe wurden gescannt.

• Auf der Rückreise fast das ganze Prozedere erneut – und bei der Ankunft in der Schweiz (!) wurden wir einem Gesichtsscan unterzogen.

Aber … DU MEINE GÜTE! Die Swiss zählt die Passagiere beim Einsteigen mit der Kamera durch?! Dem muss Einhalt geboten werden! Ich will nicht, dass Swiss weiss, dass ich mitfliege – oder bereits an Bord bin!
 

Claudia Maag

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Ich habe auf dem offiziellen Weg eine Meldung/Klage wegen einer gravierenden Datschutzverletzung an den EDÖB eingereicht.
Mal schauen, was jetzt darauf passiert. Betrifft potentiell ja nur mehrere Millionen Menschen.
Hallo Nuclear Submarine, ich habe mal bei Rechtsanwalt Martin Steiger nachgefragt. Seiner Einschätzung zufolge hat man ein Problem, wenn man fliegen möchte. Er schreibt: «(...)Aber ich sehe nach schweizerischem Recht keine Möglichkeit, wie ein Passagier eine Fluggesellschaft wie die SWISS zwingen könnte, dass sie ihn nicht filmt, um Passagiere auf diese Art zählen zu können.»
Auch beim EDÖB habe ich mal nachgehakt, warte aber noch auf eine Antwort.
Wichtig: Momentan nutzt die Swiss übrigens noch keine Gesichtserkennung, wie sie mir auf Anfrage versicherte. Derzeit gibt es keine konkreten Pläne. Aber wirklich ausgeschlossen für die Zukunft wurde es nicht.
 

spock

Mitglied
Passagiere zählen ist das eine. Wirklich "creapy" finde ich, was sich bei Migros Ostschweiz abspielt: Werbetafeln, die Passanten filmen, auswerten und entsprechende Werbung ausspielen. Artikel im Tagesanzeiger.
 

apron

Mitglied
Die Datensammelwut der Airlines bei USA- und Kanada-Flügen hängt u.a. mit den drakonischen Strafen zusammen, die erhoben werden, wenn Passagiere ohne gültigen Einreisebescheid in diesen Ländern ankommen. Deshalb wird von den Airlines vor dem Abflug alles haargenau geprüft (Pass, Visum, ESTA usw.).

In den USA wird übrigens bereits "biometric boarding" angewendet. D.h. der Passagier muss seine Boardkarte nicht mehr zeigen. Er steht einfach vor einen Monitor und wird dann nach entsprechender Prüfung auf das Flugzeug gelassen oder nicht. So erlebt in San Francisco diesen Sommer - mit Swiss.

Jeder muss für sich selber eine Güterabwägung treffen und im schlimmsten Fall UHU-Ferien ("ums Huus ume") machen. Aber Halt! Da filmt vielleicht der Nachbar verbotenerweise mit seiner Überwachungskamera. ;-)
 

Klaus Zellweger

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Passagiere zählen ist das eine. Wirklich "creapy" finde ich, was sich bei Migros Ostschweiz abspielt: Werbetafeln, die Passanten filmen, auswerten und entsprechende Werbung ausspielen. Artikel im Tagesanzeiger.

Die erkennen jedoch nicht die Identität der einzelnen Personen – sondern nur das Geschlecht und vielleicht das Alter. Oder ob jemand einen Kinderwagen schiebt und deshalb vermutlich Windeln benötigt? Keine Ahnung. Sollen sie doch scannen, wenn es ihnen Spass macht.

Meine persönlichen Daten können sie später noch abgreifen, wenn ich die Cumulus-Karte vor den Scanner halte. 🙃
 

Claudia Maag

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Die Datensammelwut der Airlines bei USA- und Kanada-Flügen hängt u.a. mit den drakonischen Strafen zusammen, die erhoben werden, wenn Passagiere ohne gültigen Einreisebescheid in diesen Ländern ankommen. Deshalb wird von den Airlines vor dem Abflug alles haargenau geprüft (Pass, Visum, ESTA usw.).

In den USA wird übrigens bereits "biometric boarding" angewendet. D.h. der Passagier muss seine Boardkarte nicht mehr zeigen. Er steht einfach vor einen Monitor und wird dann nach entsprechender Prüfung auf das Flugzeug gelassen oder nicht. So erlebt in San Francisco diesen Sommer - mit Swiss.

Jeder muss für sich selber eine Güterabwägung treffen und im schlimmsten Fall UHU-Ferien ("ums Huus ume") machen. Aber Halt! Da filmt vielleicht der Nachbar verbotenerweise mit seiner Überwachungskamera. ;-)
... oder mit der Drohne ;)
 

Claudia Maag

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Die erkennen jedoch nicht die Identität der einzelnen Personen – sondern nur das Geschlecht und vielleicht das Alter. Oder ob jemand einen Kinderwagen schiebt und deshalb vermutlich Windeln benötigt? Keine Ahnung. Sollen sie doch scannen, wenn es ihnen Spass macht.

Meine persönlichen Daten können sie später noch abgreifen, wenn ich die Cumulus-Karte vor den Scanner halte. 🙃
Lieber Klaus, ist ja schön für dich, wenn dir das Schnuppe ist. Aber das sehen und empfinden nun mal nicht alle gleich. Ich will auch vor der Migros nicht gefilmt werden, um dann im Laden von angeblich super personalisierter Werbung berieselt zu werden. Wenn das Geschlecht und das Alter berücksichtigt wird, besteht auch eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass mir dann total stereotype Produkte für Frauen meines Alters angezeigt werden. Nein danke. Ich weiss selbst, welche (Migros-)Produkte ich mag - und welche nicht. Grüessli, Claudia
 

Nicole R

Neues Mitglied
Lieber Klaus, ist ja schön für dich, wenn dir das Schnuppe ist. Aber das sehen und empfinden nun mal nicht alle gleich. Ich will auch vor der Migros nicht gefilmt werden, um dann im Laden von angeblich super personalisierter Werbung berieselt zu werden. Wenn das Geschlecht und das Alter berücksichtigt wird, besteht auch eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass mir dann total stereotype Produkte für Frauen meines Alters angezeigt werden. Nein danke. Ich weiss selbst, welche (Migros-)Produkte ich mag - und welche nicht. Grüessli, Claudia
Liebe Claudia und Klaus, wäre doch sicher noch interessant, was für Produkte mir die Migros zutrauen würde. ;) LG Nicole
 
Zuletzt bearbeitet:

Holzbock

Stammgast
Spannend, wenn sich hier sogar die PCtipp-Redaktionsmitglieder einen kollegialen "Schlagabtausch" liefern... ;-)

Meine Position liegt irgendwo dazwischen: Was die SBB in einzelnen Bahnhöfen plante (siehe oben den Beitrag von @MarcelW ), fand ich total daneben, weil ich dieser datensammelwütigen "Firma" schlicht nicht mehr über den Weg traue (die soll sich lieber mal auf das einwandfreie Funktionieren ihres Kerngeschäfts konzentrieren, als ständig auf allen möglichen Nebenschauplätzen ihre Kundschaft zu vergraulen).

Aber die Geschichte mit den "filmenden Plakatbildschirmen" in (Migros-)Einkaufszentren? Na ja, irgendwie noch originell, und sie reizt einen geradezu zu Veräppelungen (alter weisser Mann trägt Windelpackung oder einen Coop-Sack vor sich her). Ob da wirklich etwas seriös ausgewertet und in Sekundenbruchteilen eine personalisierte Werbung geschaltet werden kann? Ich glaub's kaum und nähme die Botschaft wohl auch nicht wahr.

Da ich auch keine Cumulus-Karte habe und meist Barzahler bin, neige ich einstweilen eher zur entspannten Sichtweise von @Klaus Zellweger .
 

gucky62

Stammgast
Eigentlich ist ja der Grundsatz im Datenschutz klipp und klar definiert. So wenig Daten wie möglich sammeln. Und nur für den jeweiligen Zweck die wirklich notwendigen Informationen. Und dabei müssen (!!) diese nach der Verarbeitung zwingend umgehend gelöscht werden. Bei Swiss müsste das sagen wir mal nach spätestens 24h passieren. Länger werden diese Informationen definitiv nicht benötigt. Dazu kommt, das Swiss zwingend (Ist klar vorgeschrieben) die Einwilligung der Kunden explizit einholen muss. Ob es reicht in den AGBs ist zumindest umstritten.
Das Zählen wie jetzt geplant ist dabei noch harmlos. Aber mit den erhobenen Daten lässt sich eben viel mehr machen und das wird zum Problem. Naja das DVSGO hat da mit bis 4% Strafen vom Jahresumsatz etwas mehr Beisskraft als in CH.
Die SBB hatte schlichtweg einen Dachschaden.
Aber wo ich ganz bei Claudia bin, der Ansatz "Ich habe ja nichts zu verbergen". ist grundsätzlich und fahrlässig völlig falsch. Generell geht es die Anbieter nichts an was ich mache, ausser es ist für die Erbringung einer Dienstleitung zwingend notwendig. Und dann auch nur so lange dieser erbracht wird, bzw. dafür notwendig ist.
Das die Airlines für USA viele diese Daten verlangen, hängt damit zusammen, das die US Behörden diese zwingend verlangen, wie ja auch das ESTA Formular, usw. Auch die Biometrische Erfassung bei der Einreise ist schon lange so. Wenn da nicht alles vorliegt ist die Wahrscheinlichkeit, dass man direkt zurückfliegt extrem hoch. Und das zu Lasten der Airline, neben viel Ärger mit den Behörden. Wenn man nach USA fliegen will und Doppelbürger ist, muss man ebenfalls aufpassen. Je nachdem in welchem Land man auch Bürger ist. Braucht es für dieses Land ein US Visum, dann muss man dieses haben, egal ob man auch CH oder EU Bürger ist.

Gruss Daniel
 

Claudia Maag

Redaktion PCtipp
Teammitglied
Spannend, wenn sich hier sogar die PCtipp-Redaktionsmitglieder einen kollegialen "Schlagabtausch" liefern... ;-)

Meine Position liegt irgendwo dazwischen: Was die SBB in einzelnen Bahnhöfen plante (siehe oben den Beitrag von @MarcelW ), fand ich total daneben, weil ich dieser datensammelwütigen "Firma" schlicht nicht mehr über den Weg traue (die soll sich lieber mal auf das einwandfreie Funktionieren ihres Kerngeschäfts konzentrieren, als ständig auf allen möglichen Nebenschauplätzen ihre Kundschaft zu vergraulen).

Aber die Geschichte mit den "filmenden Plakatbildschirmen" in (Migros-)Einkaufszentren? Na ja, irgendwie noch originell, und sie reizt einen geradezu zu Veräppelungen (alter weisser Mann trägt Windelpackung oder einen Coop-Sack vor sich her). Ob da wirklich etwas seriös ausgewertet und in Sekundenbruchteilen eine personalisierte Werbung geschaltet werden kann? Ich glaub's kaum und nähme die Botschaft wohl auch nicht wahr.

Da ich auch keine Cumulus-Karte habe und meist Barzahler bin, neige ich einstweilen eher zur entspannten Sichtweise von @Klaus Zellweger .
Hallo Holzbock, wie du siehst, gibt es in unserer Redaktion durchaus unterschiedliche Meinungen. Das ist auch gut so.
 
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