Aber genau das ist doch, das Problem!
Der Pädophile darf sich problemlos als 13jähriger Luca oder Patrick im Chat tarnen und so Kontakte zu "gleichaltrigen" aufnehmen. Damit macht er sich noch nicht mal strafbar. Die Polizei in Zürich darf das ab 1.1.2011 aber nicht mehr tun. Wo sind hier die gleich langen Spiese? Das kommt mir so vor, wie wenn ein Boxer im Ring nur mit einer Hand kämpft, damit der Gegner auch eine gute Chance hat. Das ist wirklich Täterschutz. Bravo!
Wie soll ein Verdacht entstehen, wenn zwei "angeblich" 13jährige miteinander ein Gespräch im Internet führen. Zudem bewegen sich viele für diese Gespräche nicht im öffentlichen Teil von Chats, sondern sind lediglich zu zweit ev. zu Dritt auf MSN, Facebook etc. Ich kann dir hier im PCTipp-Forum ja auch problemlos eine PN schicken und mit dir ein Treffen in einem Social-Network oder gar offline vereinbaren, ohne dass davon irgendetwas im Forum erscheint. Die Aussagen von Thomas Hansjakob (Staatsanwalt St. Gallen), dass ja weiterhin auf Verdacht hin ermittelt werden könne, zeigt mir lediglich dass die Protagonisten auf Seite des Staates vermutlich gar nicht so genau wissen, wie das Spiel tatsächlich abläuft. Zudem wäre es wohl auch zuviel verlangt, wenn eine Boulevard-Zeitung wie 20Minuten dies auch noch rechergiert hätte. Das würde ja dann eine ganze Doppelseite füllen. Oh schreck!
Ich habe auch eine Tochter im Teenie-Alter. Wir haben ein sehr gutes und offenes Verhältnis. In Sachen Computer und Internet braucht sie häufig meine Unterstützung. Deshalb habe ich sie schon des öfteren auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Sie hat mich auch schon verschiedentlich gefragt, ob sie Kontakt-Anfragen auf MSN oder Facebook annehmen soll. Ich habe ihr dann jeweils geraten, sie solle alle ablehnen die sie nicht persönlich kenne, oder jene, mit denen sie auch offline eher nichts zu tun haben möchte. Manchmal gehen wir auch zusammen ihre Netzwerke durch und "kicken" einige wieder raus. Ich kontrolliere zusammen mit ihr auch jeweils ihre Privacy-Einstellungen und ihre Fotos und bespreche es mit ihr (wer darf was sehen). Ich weiss, wenn sie älter wird, wird das nicht mehr so sein. Ich hoffe einfach, dass ich sie bis dann genügend sensibilisiert habe. Man kann Kinder nicht ewig schützen, aber man kann ihnen einen guten Start geben.
Ich sass auch schon zusammen mit ihr am Compi, im Hintergrund läuft MSN und Facebook. Plötzlich kommen Freundschaftsanfragen von Wildfremden. Teilweise nehmen diese Bezug auf Bekannte aus ihrem Netzwerk. Ich zu ihr: "Soll ich annehmen?" Sie: "kenn ich nicht!"...
Das ist wirklich erschreckend! So Herr Heisshunger: Wo bittesehr soll hier jetzt die verdeckte Ermittlung greifen? Wo soll ein Verdacht entstehen? Gewisse Straftäter kann man nun mal nur über das Mittel der Anstiftung fassen. Wer etwas anders behauptet, ist naiv. Aber was soll man auch erwarten, wenn ein Land nur noch von Juristen und Bauern regiert wird, die entweder bis fast 30 noch kaum gearbeitet haben und die Realität nur aus Büchern kennen, oder die auf Ihren Bauernhöfen lediglich SF1 und DRS1 empfangen und keine Ahnung von Wireless, Internet oder MSN haben?
Und da kommen dann die Medien ins Spiel. Auch sie machen grundsätzlich nichts illegales, wenn sie sich als 13jährige im Internet präsentieren. Auch der Bericht darüber ist grundsätzlich nicht illegal. Vermutlich ist auch das Filmen und das anschliessende Senden des Beitrages OK. (sonst würden sie es wohl kaum tun). Auf welche Rechte soll sich der geköderte Pädophile nun berufen? Er ist ein mündiger Mensch. Niemand hat ihn gezwungen, sich bei der "13jährigen" zu melden. Dass ein 45jähriger Familienvater, der sich nach einem Chat bei einer "13jährigen" meldet, kaum versehntlich und unschuldig in diese Situation kommt, ist ja wohl jedem klar. Er hatte ganz offensichtlich die Absicht, eine Straftat zu begehen. Ob dies bereits reicht, um ihn auch gesetzlich zu belangen, ist eine andere (formelle) Frage. Tatsache ist aber wohl, dass er schon eine gehörige Strafe durch seine Blosstellung erhalten hat und sich wohl hüten wird, das nochmals zu versuchen. Vielleicht wird dies auch andere potentielle Straftäter abschrecken. Das nennt man dann wohl präventive Verbrechensbekämpfung. Was soll daran so schlecht sein?
Früher schon gab es solche Greueltaten. Diese wurden dann meist vertuscht. Heute leben wir aber im sogenannten Informationszeitalter, in der sich Informationen innert Sekundenbruchteilen rund um die Erde verbreiten. Das ist zwar schlecht für unsere Privatsphäre aber besonders schlecht für jene, die etwas zu verbergen haben. Öffentlichkeit bietet auch einen gewissen Schutz.
Deshalb pädiere ich:
"Wir dürfen das Internet nicht den Kriminellen überlassen. Wir müssen uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren."
Gruss Ray
P.S: übrigens den Spruch in deiner Signatur finde ich gut