Schweiz überwacht in Echtzeit

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Joes Garten

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Ich denke es geht viel weiter. Es geht ja nicht nur darum, dass man einen Straftäter NACH begangener Tat abhören können will, sondern auch darum, alle seine eventuell getätigten Emails und andere Internet-Tätigkeiten im Nachhinein untersuchen können will. Und das bedeutet enormen Aufwand für die Provider. Und niemand - kein Mensch auf der Welt will da irgendwas bezahlen. Aber schön brav hinterrücks neue Gesetze aufstellen - ja das geht. Klangheimlich hinter jedem von uns sogenannten "Freien Schweizer Bürgern"

Hoch lebe die Verschlüsselung!!

Der Skandal ist, dass das ganze klammheimlich im Vernehmlassungsverfahren und Verordnungsweg durchgeboxt werden soll. Die Überwachung soll anscheinend ohne Befehl eines Untersuchungsrichters vonstatten gehen.
Ich bin überzeugt, dass die meisten Verständnis dafür haben, dass gegen Paedos, Terroristen usw. vorgegangen wird. Auch, dass solche Leute überwacht werden. Ich habe aber kein Verständnis dafür, wenn die üblichen Mechanismen für faire Ermittlung und Verfahren (z.b. Untersuchungsrichter) ausgehebelt werden. Noch schlimmer ist, dass die Exekutive und da konkret Polizei/Justiz und Nachrichtendienste (‚Intelligence’) die Gewaltentrennung umgehen wollen.

Es ist immer noch so, dass das Parlament Gesetze macht. Oben genanntes sind Anfänge, dieses Prinzip aufzuweichen. Da gilt: Wehret den Anfaengen.

Wird die Schweizerische Vergangenheit mit Fichen und geheimen Karteien über unbequeme Buerger betrachtet, dann ist diese Entwicklung noch bedenklicher.

Technisch ist das ganze recht einfach: Die Spezifikation, so wie sie die WoZ veröffentlichte, beschreibt einen Abgriff und dann eine Übermittlung an die Bundesbehörde via VPN. Das Speichern ist dann deren Problem.

Jeder DNS-Lookup kann so an die Behörde repliziert werden. Im nächsten Schritt würde dann die DNS-Response zensorisch modifiziert.

Bei E-Mail funktioniert es theoretisch so, dass die Sendqueue und Inbox des (DSL-, etc.) Abonnenten repliziert wird, nicht die Übermittlung selber (wegen SSL). Problem: Viele benutzen den E-Mail-Dienst ihres Providers nicht. Andere E-Mail Dienste sind aber vielleicht in einem anderen Land. Somit müssten dann die entsprechenden Informationen über ein Rechtshilfeverfahren eingeholt werden. Ich glaube nicht, dass ein Land die Echt-Zeit Überwachung durch ein fremdes Land zulassen würde. [Ausser vielleicht die Schweiz, wo der Aktenshredder beim CIA in Virginia zu stehen scheint :) ]
 

Tuxone

Guest
Ich find's eigentlich völlig in Ordnung.

Wer etwas gegen solches Vorgehen hat sollte ganz gegen das Büpf und Vüpf sein. Telefon Postverkehr, dies kann schon lange Verfolgt werden. Wer die Vüpf durchliest wird auch feststellen das der E-Mail Verkehr schon jetzt überwacht werden kann.
Da gibts zu sagen. Eine Überwachung findet laut Gesetz nicht einfach so statt.

Viel Wind um nichts grundlegend neues. Die Überwachung wird einfach scheller und dadurch effektiver.
Einzig zu reklamieren aus Providersicht ist die kurze Zeit in der das ganze auf die Beine gestellt werden soll.
 

Lula

Aktives Mitglied
Hoch lebe die Verschlüsselung!!

Das Problem ist, dass man in der Regel nicht weiss, von wem der Verschlüsselungsalgorithmus stammt. Die Geheimdienste machen alles, um diesen zu kontrollieren, wie das vor einiger Zeit c't eindrücklich und erschreckend dokumentierte. Man denke auch an den Entwickler von PGP, Phil Zimmermann, der dafür mit Gefängnis bezahlen musste. Oder man denke (die meisten haben das wohl längst vergessen) an den Fall einer Zuger Firma, die vor einigen Jahren Verschlüsselungshardware an den Iran lieferte. Der Clou allerdings war, dass die Firma auf Geheiss des Schweizer Geheimdienstes (oder whoever, so genau weiss ich das auch nicht mehr) die Geräte so manipulieren musste, dass die Verschlüsselung von bestimmten Gegenspielern der Iraner dechiffriert werden konnte. Pech nur, dass die Iraner dahinter kamen und den Schweizer Vertreter der Firma dafür hinter Gitter setzte. Dieser Vertreter wiederum wusste - gemäss seinen Angaben - nichts von dieser Manipulation. Als er nach langer Zeit dem Gefängnis entkam, machte er den Fall bzw. das, was dahinter steckte, public. Langer Rede kurzer Sinn: Auch Verschlüsselung bietet keine totale Sicherheit. Und: Man vergisst schnell und gerne, welch üble Rolle Staaten, Politik und Unternehmen in aller Welt spielen ...
 
Zuletzt bearbeitet:

Gaby Salvisberg

Super-Moderator
Einzig zu reklamieren aus Providersicht ist die kurze Zeit in der das ganze auf die Beine gestellt werden soll.

Die ISPs müssen die hierfür erforderlichen technischen Mittel selbst bereitstellen. Falls die Kosten zu hoch sind, um von einem Teil der Gewinnmarge bezahlt zu werden, werden diese Kosten am Ende auf die Kunden abgewälzt. Wir dürfen dann sogar dafür bezahlen, dass wir unter Umständen überwacht werden.

Zwei Probleme sind hier noch ausser Acht gelassen worden:

Kollateralschaden: "Kommunikation" bedeutet ja immer mindestens zwei Teilnehmer. Falls ich also z.B. zufällig mit jemandem kommuniziere, der ein Strafverfahren am Hals hat, dann wird auch mein Chat- oder Mail-Inhalt gespeichert.

Missbrauch: Abgesehen davon weckt das Vorhandensein jeder Datenbank sofort irgendwelche zusätzlichen Nutzungsgelüste. Jede Datenbank wird früher oder später missbraucht. Das kann ein übelwollender Beamter sein, der seine Kompetenzen überschreitet bzw. einfach mal für seinen Kumpel ein paar Datenbankabfragen macht. Oder das kann eine langsame, stetig fortschreitende Erweiterung der Datennutzung sein. "Da wir die Daten ja haben, können wir sie doch auch hier und dort mal verwenden".

Das alles geht in eine besorgniserregende Richtung, finde ich.

Gruss
Gaby
 

Tuxone

Guest
Missbrauch: Abgesehen davon weckt das Vorhandensein jeder Datenbank sofort irgendwelche zusätzlichen Nutzungsgelüste. Jede Datenbank wird früher oder später missbraucht. Das kann ein übelwollender Beamter sein, der seine Kompetenzen überschreitet bzw. einfach mal für seinen Kumpel ein paar Datenbankabfragen macht. Oder das kann eine langsame, stetig fortschreitende Erweiterung der Datennutzung sein. "Da wir die Daten ja haben, können wir sie doch auch hier und dort mal verwenden".

Das alles geht in eine besorgniserregende Richtung, finde ich.

Gruss
Gaby

Ja das wird sicher stattfinden.
Genauso wie das Aushorchen und spionieren, gesetzlich geregelt oder nicht, ebenfalls stattfindet.
Blauäugig wer heutzutage anderes denkt.
Auch wenn ich hinter einem Pseudonym nicht die wahre Identität eines Benutzer erkennen kann. Das Internet ist alles andere als Anonym. Seis der PC-Tipp, welcher weiss wer was schreibt, oder der Provider, wer was anklickt. usw.
 
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